Eva Jancak, Literaturgeflüstertextebuch II. Digitaldruck.at, Leobersdorf 2020, 457 S.

Spät, aber doch hat das Literaturgeflüsterbuch II - Mein Schreiben, Meine Bücher den Weg zu mir gefunden. Wie im Klappentext ersichtlich, ist es eine Zusammenfassung ihrer Blog-Einträge aus den Jahres 2012 bis 2019. Auf 457 Seiten sind ihre schriftstellerischen und literarischen Aktivitäten dokumentiert. Es enthält Inhaltsangaben, Kommentare und Leseproben aus ihren Romanen, die inzwischen die beachtliche Zahl von fünfzig Büchern erreicht, wenn nicht gar überschritten haben.

Das Literaturgeflüsterbuch II ist jedoch beileibe keine reine Werbekampagne für ihre intensive Buchproduktion. Vielmehr enthält es sehr viel Interessantes über ihre Herangehensweise, Themenfindung, Covergestaltung, Dialogführung und Arbeitstechniken. Sie nennt sich selbst eine Schnellschreiberin und hat einige Male am Nanowrimo - National Writing Month - mitgemacht. Das ist eine Creative Writing-Idee aus Amerika, die jedes Jahr im November weltweit Autoren an die PCs lockt, um einen Roman von 50.000 Wörtern in einem Monat fertigzustellen. Keine Frage, dass Eva Jancak deutlich weniger Zeit dafür gebraucht hat ...

In ihren Romanen greift Eva Jancak gesellschaftliche, sozialkritische und politische Fragen auf, oft stehen Randgruppen - Obdachlose, Menschen mit speziellen Bedürfnissen, Depressive, Alte - im Fokus. Aufmerksame Leser werden der einen oder anderen Figur in mehreren Büchern begegnen. Das ist der Autorin durchaus bewusst und sogar Absicht.

Immer wieder geht es in dem Buch über ihre eher negativen Erfahrungen mit der Verlagsbranche, die sie schon vor zwanzig Jahren veranlasst haben, den Sprung ins Selfpublishing zu wagen, als das noch ungewöhnlich und beinahe anrüchig war.

Noch ein Wort zum Blog Literaturgeflüster, den sie seit 2008 betreibt - und das täglich! Er ist eine Fundgrube für ihre Rezensionen von Büchern aller Art: Neuerscheinungen und antiquarische Bücher, Long- und Shortlist-Titel, Indie-Bücher und Verlagsprodukte und sie ist sich nicht zu schade, auch die Bücher einer No-name-Autorin wie mir zu lesen und zu besprechen. Danke dafür. Außerdem berichtet sie regelmäßig und ausführlich über literarische Veranstaltungen, vorrangig in Wien und Umgebung, aber auch im deutschsprachigen Ausland: von eigenen Wohnzimmerlesungen über den Bachmannpreis bis Frankfurter Buchmesse und alles dazwischen.

Eva Jancaks Engagement für die Literatur auf den unterschiedlichsten Ebenen ist bewundernswert, davor kann ich nur den Hut ziehen.

Margit Heumann